Ein Kommentar von Bodo Nusshart

Die Geschichten der großen Feldherren, Monarchen oder Diktatoren hören sich immer wieder gleich an. Sie kommen plötzlich und mit viel Getöse an die Macht, ihr Aufstieg ist meist rasant und sie werden vom Volk bzw von ihren Untergebenen am Anfang verehrt, ja sogar vergöttert. Für Hannibal zog einst das ganze nördliche Afrika über die Alpen und brachte sogar ihre Haustiere mit in eine feindlich gesinnte Umgebung. Die Armee Napoleons folgte ihrem kleinwüchsigen Oberbefehlshaber blind in jede Schlacht und vertraute ihm bedingungslos. Bis Waterloo! Und dieses "Waterloo" kommt irgendwann für jeden einmal, manchmal früher, manchmal später. Doch ab diesem Zeitpunkt ist dann alles andern, die verehrten Führer von einst verlieren die Bodenhaftung und oft auch den Bezug zur Realität.

Der General Ticktack führte seine Armee mechanischer Lebewesen für viele Jahre erfolgreich in der deutschen Basketballliga. Seine gesamte Truppe wurde von allen Gegnern nicht nur respektiert, sondern gefürchtet. Doch nun scheint auch er sein "Waterloo" gefunden zu haben. Seit 5 Jahren verlief der Weg der Kupfernen Kerle stets bergauf, oft sehr rasant, als man vergangenes Jahr, nur 2 Jahre nach dem Aufstieg in Liga 3, für 14 Spiele ungeschlagen an der Tabellspitze weilte und nahe vor dem Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse stand. Daraus wurde nichts, doch der entscheidende Niederschlag sollte wenige Wochen später folgen.
Am ersten Spieltag der neuen Saison trafen die Blechkrieger auf die Armee der Nussknacker aus dem Erzgebirge. Das Übel nahm seinem Lauf. Die Nussknacker nahm keiner ernst bei den Kupfernen Kerlen. Im Playoffspiel der letzten Saison wurde die Mannschaft von Bruno Borelli im "Theater der schönen Tode" vor Spielbeginn von den Zuschauern mit Erdnüssen beworfen und nach dem Sieg wurden symbolisch einige Holzschnitzerein aus dem Erzgebirge auf dem Spielfeld verbrannt. Und so rechnete auch dieses Jahr jeder mit einem klaren Sieg. Das ganze Spiel über führte die Truppe des Generals, häufig klar mit über 10 Punkten Vorsprung. Doch am Ende drehten die Erzgebirgler das Spiel in den letzten Sekunden der Partie, nachdem der General häufig seine Spieler anwies aus trainingszwecken mit der schwächeren Wurfhand die Bälle zu passen und zu werfen.
Seitdem läuft bei den Kupfermaschinen nichts mehr zusammen. Es setzt Niederlagen am Stück. Das Team ist nur noch einen Punkt von einem Abstiegsplatz entfernt. Und der General dreht durch! Er versucht das was alle machen: Mit aller Macht seinen Kopf durchzusetzen und dies mit eher unkonventionellen Mitteln. So sollte ein Wechsel des Vereinslogos die Wende bringen oder einWunderdoktor aus Luxemburg. Er setzte seine "Zugpferde" im Team auf für sie völlig unpassenden Positionen ein, um die Gegner zu verwirren. Der einzige der derzeit verwirrt ist: Der General selbst. Um vorherzusagen wie die Geschichte um den General, der kurz vor der Entmachtung steht, weitergeht, möchte ich lieber nicht die Geschichtsbücher bemühen, sondern eher die wundersamen Geschichten aus der Welt der Fabelwesen, den Buchlingen, Lindwürmern, Wolpertingern und Berghutzen.

Nur ein Wunder kann dem General seine alte Austrahlung, seine Kraft und damit seine Armee wieder zurückbringen. Oder es gibt das nächste Waterloo.
Wie passend dass die Partie am heutigen Abend lautet: Die Kupfernen Kerle gegen Nussknacker Neukirchen. Vielleicht wirft man heute keine Erdnüsse auf die Gegner, sondern Teer und Federn auf den eigenen General?

Edited 13.02.2010 08:34:32 by BrunoBorelli

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Ein General ohne Armee